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Am vergangenen Mittwoch, 11.09.2019, spielte der WPU Gestalten des 9. Jahrgangs der Warderschule Heiligenhafen große Literatur: Aufgeführt wurde das Drama „Andorra“ von Max Frisch.
Inhaltlich geht es um den Juden Andri, der während seines ganzen Lebens mit antisemitischen Vorurteilen konfrontiert wird: Er sei „geldgierig, feige und gefühllos“. Andri wehrt sich gegen diese Vorurteile und kämpft dagegen an, indem er versucht für sich und seine große Liebe Barblin ein neues, besseres Leben aufzubauen. Durch ein Missverständnis – Andri denkt, dass Barblin ein Verhältnis mit einem Soldaten hat – kippt Andris Weltbild und er wird genau so, wie ihn alle Vorurteile beschrieben haben. Am Ende wird Andri hingerichtet für einen Mord, den er gar nicht begangen haben kann. Obwohl alle Bürger von Andris Heimat Andorra die Wahrheit kennen, schauen sie weg und machen sich damit schuldig an seinem Tod.
Das Tragische an Max Frischs Drama ist, dass sich im Laufe des Stückes herausstellt, dass Andri gar kein Jude ist. Die negativen Eigenschaften, die er mehr und mehr an den Tag legt, erhält er allein dadurch, dass andere ihm einreden, er sei so. Antisemitische Vorurteile werden auf diese Weise bestätigt und Andri hat keine Chance gegen die feindlich eingestellte Gesellschaft von Andorra. Das ist der wahre Tiefgang der Geschichte: Kann ich so sein, wie ich bin? Oder werde ich so, wie andere mich sehen?
Die Schüler*innen des WPU Gestalten haben sich ein halbes Jahr lang mit diesem anspruchsvollen Text auseinandersetzt und ihn für die Bühne interpretiert. Unter der Leitung von Frau Walter entstand auf diese Weise eine Inszenierung, der es gelang, mit Elementen des Brechtschen Theaters und einer Reduzierung von Bühnenbild und Kostümen die Kernaussage des Stückes in den Mittelpunkt zu stellen.
Frau Walter, Fachlehrerin für das Fach Gestalten an der Warderschule, ist hochzufrieden mit ihren Schülerinnen und Schülern: „Sie haben Großes geleistet! Der anspruchsvolle Text, die professionelle Umsetzung auf der Bühne und der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe – all das hat die Aufführung zu einem Erfolg werden lassen! Wie schon bei unserer letzten Aufführung (ein Krimidinner) mussten wir kurzfristig für krankheitsbedingten Ersatz sorgen und Chantal Mohr hat souverän die Rolle des Andri übernommen. Ich bin sehr stolz auf den Kurs und freue mich auf ein weiteres Jahr, bevor einige Schüler*innen die Warderschule verlassen werden.“
Katinka Walter, 16.09.2019
Folgende Schülerinnen und Schüler wirkten mit:
Andri – Chantal Mohr, Marlon Carstens
Barblin – Tomma Springer
Soldat Peider – Reyk Winkel
Lehrer Can – Silas Scheel
Mutter – Rabea Gillat
Senora (Andris leibliche Mutter) – Lotte Piegenschke
Pater – Nathalie Gehrmann
Tischler – Mailin Maaß
Geselle – Pauline Störtenbecker
Wirt – Chantal Schulze
Doktor – Soraya Schönberg
Judenschauer – Laura Rath
In weiteren Rollen:
Leo Keibel, Lea Engstfeld
Leitung:
Frau Walter
Bild zur Meldung: WPU Gestalten des 9. Jahrgangs